„Oratorienchor Brühl präsentiert Mozarts letztes Werk“.
So wurde die Aufführung des Requiems von Wolfgang Amadeus Mozart am 29. Mai 2016 in St. Matthäus im „Kölner Stadtanzeiger“ angekündigt. Dass das ein besonderes Konzert war, zeigt auch die Schlagzeile in der Berichterstattung darüber am 31. Mai 2016: „Aura des Genialen in jedem Takt“.
Tatsächlich hat es diese Art der Aufführung durch den Chor noch nie gegeben. Denn zunächst wurde das von Mozart unvollendete Werk so aufgeführt, wie er es hinterlassen hatte: als Fragment. Nur der Introitus und die Kyrie-Doppelfuge sind komplett von Mozart geschrieben worden. Viele weitere Teile des Werkes hat er unvollständig hinterlassen.
Um das dem Publikum auch klanglich nachvollziehbar zu machen, bestand der erste Teil des Konzertes also tatsächlich ausschließlich aus den Tönen des unvollendeten Fragments. So brach beispielsweise das „Lacrimosa“ zur Verwirrung mancher Zuhörer mitten im unvollendeten Original ab.
In einem zweiten Teil führte der Leiter des Chores Michael Ostrzyga in das von Franz Xaver Süßmayr bearbeitete Werk mit einzeln musizierten Klangbeispielen ein. Da Süßmayr das Sanctus, Benedictus und Agnus Dei komplett als Eigenkomposition beansprucht, konnte Universitäts-Musikdirektor Ostrzyga hier gut nachvollziehbar auf die unterschiedlichen kompositionstechnischen Vorgehensweisen Mozarts und Süßmayrs eingehen.
Erst im dritten Teil des Konzertes erklang dann die komplette W.A.Mozart / F.X.Süßmayr – Fassung des Requiems.
So äußerte sich der Rezensent im anschließenden Zeitungsartikel sehr löblich sowohl über das musikgeschichtlich so aufschlussreiche Konzert als auch über die so eindringliche Art der Aufführung. Nicht nur die Solisten, Sopranistin Cecilia Acs, Mezzosopranistin Sophia Herber, Tenor Michael Kurz und Bassbariton Thomas Bonni harmonisierten vorzüglich. Auch der Chor „glänzte in seinen klangmalerischen Sequenzen, die Stimmgruppen harmonierten und die Frauenstimmen veredelten die Litanei mit Koloraturen“.